Projekte zum gesellschaftlichen Zusammenhalt ausgezeichnet , Datum: 29.11.2022, Format: Meldung, Bereich: Projekte , Von der Beratungshotline zum Kompetenzzentrum für Islamismusprävention

Fünf Projekte aus ganz Deutschland erhielten einen Preis des Bundesprogramms "Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Vor Ort. Vernetzt. Verbunden". Die Verleihung erfolgte im Rahmen der ersten bundesweiten Vernetzungsveranstaltung "Städte und Gemeinden für den Zusammenhalt."

Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Beauftragte für Integration sowie weitere Verantwortliche aus Städten und Gemeinden trafen in Nürnberg im Rahmen des Bundesprogramms "Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Vor Ort. Vernetzt. Verbunden" (BGZ) zusammen. Höhepunkt der Veranstaltung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) war die Preisverleihung für BGZ-Projekte, die einen besonderen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in ihren Kommunen leisteten.

Frauen mit Migrationshintergrund lernen Fahrradfahren, russischsprachige Jugendliche organisieren ein interkulturelles Festival und Menschen mit Fluchterfahrung erzählen ihre eigene Geschichte. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den mehr als 300 Projekten, die das BAMF im Auftrag des Bundesministeriums des Innern und für Heimat aktuell über das BGZ fördert. Dabei fiel der Startschuss für das Bundesprogramm erst vor einem Jahr. Unterstützt werden Projekte, die von Beginn an darauf ausgerichtet sind, positive Veränderungen in den Städten und Kommunen zu bewirken. Eine Förderung ist mit bis zu 70.000 Euro jährlich für maximal drei Jahre möglich.

Bundesweite Vernetzung von Kommunen und Projekten

Nach bislang drei virtuellen Treffen auf regionaler Ebene konnte Uta Saumweber-Meyer, Abteilungsleiterin für "Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt" des Bundesamts, die Teilnehmenden zum ersten bundesweiten, hybriden Vernetzungstreffen des BGZ begrüßen: "Sie alle sind diejenigen, die jeden Tag aufs Neue in Ihrer Stadt, Ihrer Kommune damit befasst sind, das Miteinander vor Ort zu gestalten." Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt seien Querschnittsaufgaben. Deshalb brauche es das Engagement Vieler – auf kommunaler wie auf zivilgesellschaftlicher Ebene.

Synergien nutzen – Nachhaltigkeit ermöglichen

"Genau hier setzen die Projekte des Bundesprogramms 'Gesellschaftlicher Zusammenhalt' an: Sie schaffen Raum für Begegnung und gemeinsame Aktivitäten von Menschen unterschiedlicher Kulturen, Weltanschauung oder Herkunft im Stadtteil oder in der Nachbarschaft", so Uta Saumweber-Meyer. Die Projekte ermöglichten Teilhabe und stärkten so das Gemeinschaftsgefühl aller Menschen vor Ort. Das Bundesprogramm biete jedoch nicht nur Fördermittel für Projekte, sondern auch zahlreiche Qualifizierungsangebote, um Projektträger und Ehrenamtliche in ihrem Engagement zu unterstützen. Die Vorstellung der Angebote und Projekte war neben dem Erfahrungsaustausch in den Workshops eines der Ziele der Nürnberger Fachveranstaltung. "Wir möchten mit Ihnen ins Gespräch gehen und ganz konkret der Frage nachgehen, wie Kommunen und Zivilgesellschaft Hand in Hand gehen können, um den Zusammenhalt vor Ort zu stärken." Im Fokus stand dabei insbesondere das Ausloten denkbarer Kooperationen zwischen Kommunen, Projektträgern des BGZ und BAMF als Verwalter des Bundesprogramms.

Inspiration dafür, wie dies vor Ort gelingen kann, lieferten hochkarätige Gastrednerinnen und Gastredner, wie etwa Alsi Sevindim, Leiterin der Abteilung Integration im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration in Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Berthold Vogel, geschäftsführender Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts der Universität Göttingen, Meral El, ehem. Geschäftsführerin des bundesweiten Netzwerks "neue deutsche Organisationen – das postmigrantische Netzwerk", Hannah Schreyer vom Verein Jugend- und Sozialarbeit Geretsried und Dr. Tagrid Yousef, Dezernentin der Stadt Dinslaken.

And the winners are …

Ein weiterer Höhepunkt der Nürnberger Fachveranstaltung war die Preisverleihung des Wettbewerbs "Gesellschaftlichen Zusammenhalt vor Ort stärken". Damit sollten bereits im ersten Jahr des Bestehens des BGZ besonders gelungene Projekte vorgestellt werden. Teilnehmen konnten alle Kommunen mit eigenen BGZ-Projekten, die diese für eine Nominierung vorschlugen. Insgesamt erreichten 30 Vorschläge das BAMF. Die besten Projekte hatte eine vierköpfige Jury bestehend aus je zwei Mitarbeitenden des Bundesamts und der Syspons GmbH ermittelt. Syspons begleitet mit viel Erfahrung Projekte des gesellschaftlichen Zusammenhalts und unterstützt auch das BGZ beratend. Sein Gründer und Geschäftsführer Dr. Christoph Emminghaus moderierte das Nürnberger Vernetzungstreffens.

Gesiegt hat das Projekt "Umweltschutz durch die Kameralinse", das nicht nur die Förderung von Integration und Teilhabe in den Fokus nimmt, sondern auch die Erhaltung der Natur. Für beide Themen begeisterte der Sozialdienst muslimischer Frauen e. V. aus dem schleswig-holsteinischen Neumünster Mädchen und junge Frauen mit und ohne Migrationshintergrund, die sich in wöchentlichen Sitzungen und Exkursionen mit Klimaschutz, erneuerbaren Energien, Recycling bzw. Upcycling, Tierhaltung und Urban Gardening befassten. Neben der Produktion eigener Kurzfilme wurden Hochbeete gepflegt oder Müll gesammelt. Das Projekt stärkte die Medienkompetenz der Teilnehmerinnen. Mit ihrem Engagement entwickelten sich die Mädchen und Frauen gleichzeitig zu wichtigen Multiplikatorinnen für das Thema Umweltschutz in ihrer Kommune.

Der 2. Platz des Wettbewerbs ging nach Mannheim. Hier verkündete das International Rescue Committee Deutschland gGmbH (IRC): "No Single Stories! Wir schreiben Geschichten!" – ein Projekt, das dazu beigetragen hat, Frauen mit Fluchterfahrung zu empowern, Vorurteile gegenüber Geflüchteten abzubauen und die Mannheimer Vielfalt sichtbar zu machen. Die Frauen wurden in Workshops angeleitet und ermutigt, ihre Geschichten aufzuschreiben. Gemeinsam mit dem Projektteam organisierten sie öffentliche Veranstaltungen, bei denen sie ihre eigenen Geschichten erzählten.

Den 3. Platz konnte das Projekt "Magdeburg Moritzplatz" vom Offenen Kanal Magdeburg e. V. erringen. Das medienpädagogische Projekt zeigte eindrucksvoll, wie Jugendliche ihre Lebenswelt abbilden. Unter der Anleitung von Expertinnen und Experten produzierten mehr als 60 Teilnehmende zwei Staffeln einer TV-Serie, die das Leben in ihrem Stadtteil – Magdeburg Neue Neustadt – thematisiert. Dabei arbeiteten junge Menschen mit und ohne Migrations- bzw. Fluchtgeschichte zusammen. Entstanden sind dabei neue und authentische Perspektiven auf die Kommune und einen bisher oft abgewerteten Stadtteil.

Zwei Sonderpreise

Neben den drei Gewinnerinnen und Gewinnern wurden auch zwei Sonderpreise vergeben: Den Preis für große Wirkung auf struktureller Ebene erhielt wif e.V. aus Wiesbaden für das Projekt "aktiv mitwirken und netzwerken". In verschiedenen Workshops befassten sich dabei zugewanderte Frauen mit Themen wie Politik, Demokratie, gesellschaftlicher Dialog, Begegnung und interkulturelle Kommunikation. Mit neuem Selbstbewusstsein stellten sich die Teilnehmerinnen für die Ausländerbeiratswahl in Wiesbaden auf. Ihre Liste – die Wiesbadener interkulturelle Frauenliste (WIF) – gewann mit 24,4 Prozent die meisten Stimmen.

Den Sonderpreis für Jugendarbeit wurde dem Verband der russischsprachigen Jugend in Deutschland JunOst, Bundesverband e. V. in Neustadt an der Weinstraße mit "Bühne frei" zugesprochen, ein interkulturelles Jugend- und Kulturfestival, auf dem rund 500 Teilnehmende ihre Künste präsentieren konnten. Das Projekt ermöglichte es Kindern und Jugendlichen, künstlerische Fähigkeiten in den Bereichen Musik, Tanz, Theater und Kunst zu erwerben und weiterzuentwickeln.

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