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Kaffee, Kuchen und Gespräche
Das "Café Amarant" in Baiersdorf ist ein Ort für Begegnung, Austausch und Teilhabe
Baiersdorf Die Suppe des Tages ist heute Kürbiscreme. Die Grundzutat dafür hatte im Vorfeld einer der Stammgäste beigetragen. Und als die kleine Glocke an der Tür des Café Amarant klingelt, ist es auch gerade dieser Kürbisspender, der als erster an diesem Mittag das Begegnungscafé in Baiersdorf besucht – wobei er strenggenommen eigentlich hinter seinem Hund hergeht. "Der Hund lässt mich einfach nicht am Café vorbeilaufen", sagt er. "Immer will er hier rein." Und dann begrüßt das rund ein Meter lange Tier mit dem hellen Fell und den dunklen Augen auch schon eifrig die Mitarbeiterinnen, lässt sich kraueln.
Leiterin Dorothee Platz wendet sich nun dem Stammgast zu, der sich an einem der runden schwarzen Tische des Cafés gesetzt hat: “Was darf ich Ihnen bringen?” Der Kaffee kommt, auf die Suppe wird gewartet, bis das Frauchen des Hundes auch da ist.
Sylta Scheppler arbeitet im Homeoffice, ihr Partner Harald Fuchs ist bereits Rentner und kann sich daher noch ein wenig öfter Zeit nehmen als sie, um in das Begegnungscafé zu kommen. Rund vier Mal die Woche schätzt er, ist er da. “Man trifft hier interessante Leute”, sagt er. Außerdem ist er von dem Konzept überzeugt: Kaffee, Kuchen und Gespräche immer unter der Woche nachmittags – oft auch über Tische hinweg – und mittwochs zusätzlich Suppentreff. Dazu zahlreiche Veranstaltungen: Spielenachmittage, Filmabende, Länderabende, Gesprächskreise, Vorträge. Solange Begegnung und Austausch möglich sind, bietet das Café Amarant Raum dafür.
Gefördert wird das Begegnungscafé vom Bundesprogramm "Gesellschaftlicher Zusammenhalt. Vor Ort. Vernetzt. Verbunden." des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). “Wir wollen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund eine Möglichkeit bieten, sich hier ganz zwanglos zu treffen”, sagt Dorothee Platz.
Mittlerweile ist auch die Partnerin von Fuchs angekommen. "Darf ich die Suppe bringen?", fragt Platz. Kurz darauf steht das orangefarbene Gericht garniert mit dunklem Kürbiskernöl vor ihnen. Es wird leicht gepustet, dann probiert. “Hm”, sagt Scheppler. Und auch Fuchs schmeckt sein verarbeiteter Kürbis. Der Hund liegt ruhig daneben. "Es sind so schöne kurze Wege hierher", sagt Scheppler.
Es ist schön, hier eine kleine Auszeit zu haben.
Weitere Gäste kommen. Eine Mutter mit ihrem sechsjährigen Sohn, der frisch von der Schule kommt, tritt ein. Normal trifft sie sich mit einer Freundin gerne zum Kaffee, hatte aber auch schon ihre Nachbarinnen aus Pakistan und Venezuela dabei. Heute wollte sie mit ihrem Sohn den Suppentreff ausprobieren. "Es ist schön, hier eine kleine Auszeit zu haben", sagt sie. "Die Atmosphäre ist hier viel offener als in vielen anderen Cafés."
Eine ältere Frau betritt das Café, wird von den Mitarbeiterinnen begrüßt, dann folgt auch ihr Mann. Als dieser nach einer Weile die Suppe verzehrt hat, setzt er sich an das offene Klavier und spielt klassische Musik. Außer dem Klang der Melodie ist plötzlich nichts mehr zu hören, kein Gespräch, kein Schmatzen. Das Spiel endet, die Gäste klatschen, bitten um Zugabe. Der ältere Herr freut sich über das Lob, meint aber, dass er und seine Frau nun gehen müssten. Ein anderes Mal gerne wieder. Vielleicht ja bei einer eigenen Veranstaltung.
Im Café Amarant engagieren sich viele der Stammgäste auch ehrenamtlich. So etwa Manfred Roth, der ursprünglich aus Rumänien stammt. Er leitet einen Fotokurs. "Hier im Café treffen sich Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen. Man lernt neue Kulturen, neue Sichtweisen kennen", erklärt er. Und mit ihnen wolle er gerne sein Hobby teilen.
Hawi Ebrahim Kedir stammt ursprünglich aus Äthiopien. “Durch das Projekt habe ich viele Leute kennengelernt und Freundschaften geschlossen”, sagt die Mutter von drei kleinen Kindern. Oft unterstützt sie das Team vom Café Amarant etwa beim Suppe Kochen oder anderen Tätigkeiten. Im Café gibt es auch eine Spieleecke für die Kleinen. Aber auch andere Besucher und Besucherinnen unterhalten gerne einmal den Nachwuchs der anderen Gäste – oder andersherum. “Hier ist immer etwas los”, sagt Dorothee Platz. “Wir sind für alles offen und freuen uns über jede und jeden.”
Darf es noch ein Nachschlag sein?
Das Café ist dekoriert mit Flaggenketten, die abwechselnd die unterschiedlichsten Länder darstellen und die sich quer durch den Raum spannen. Durch die großen Fenster blicken die Gäste hinaus in die Baiersdorfer Hauptstraße mitten in der Innenstadt. Blümchen und saisonale Dekoration sind überall im Raum drapiert. An einer blauen Infowand wird auf die nächsten Veranstaltungen hingewiesen. Und mittendrin im Café sitzen die Besucherinnen und Besucher auf schwarzen Metallstühlen mit brauner Holzlehne.
“Darf es noch ein Nachschlag sein?”, fragt Dorothee Platz das Paar mit dem Hund. Dieses lehnt dankend ab, Scheppler muss zurück ins Homeoffice, Fuchs noch Besorgungen machen. Aber er werde ja bald wiederkommen. Und wenn nicht er das Café ansteuert, dann sicher sein Hund. Platz und die Mitarbeiterinnen kümmern sich um die anderen Gäste des Suppentreffs. Und nach einer kurzen Pause kommen dann schon die Nachmittagsbesucherinnen und -besucher. Sie erwartet wie üblich Kaffee, Begegnung und Gespräche sowie die heutige Kuchenauswahl: Schokolade.