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Veröffentlicht am: Meldung

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"Nie wieder ist jetzt" – ein Projekttag wider das Vergessen

Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl erzählt im Rahmen des BGZ-Projekts „team up against antisemitism“ ihre Geschichte

“Nie wieder ist jetzt” – unter diesem Leitgedanken fand am 26. März 2025 ein bewegender Projekttag im St. Josef Haus im nordrhein-westfälischen Hamminkeln-Dingden statt. Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl berichtete vor rund 100 Schülerinnen und Schülern von ihrer Kindheit im niederländischen NS-Durchgangslager Westerbork.

Eindrücklich schlug die 89-Jährige die Brücke von den Gräueln des Nationalsozialismus in die Lebenswelt der Jugendlichen, die ihr gebannt lauschten. Mucksmäuschenstill erlebten sie mit der Zeitzeugin, wie diese mit ihrer Familie vor den Nazis von Deutschland in die Niederlande floh und dort mehrere Jahre im niederländischen Durchgangslager Westerbork verbrachte. Wie sie dreimal nur knapp der Deportation in die osteuropäischen Vernichtungslager entging. Wie der Lageralltag mit Krankenhaus, deutscher und niederländischer Schule, Theater und Konzerten die Insassen in Sicherheit wiegte und viele sich „wie Lämmer zur Schlachtbank“ bringen ließen, als die Deportationen einsetzten. Wie die Mutter versuchte, die Siebenjährige vor der harten Realität zu schützen. Wie sie sich nach dem Krieg bei einem Urlaub in einen deutschen Jugendlichen verliebte, dessen Vater ein führender Nazi gewesen war, und sich deswegen gegen den Großvater auflehnte. „Nachdenken, nicht verurteilen, euer Herz sprechen lassen – das möchte ich Euch mitgeben“, verdeutlichte Eva Weyl. 

Von der Zeitzeugin zu den “Zweitzeugen”

Niemand sei mehr in Deutschland für die deutsche Vergangenheit verantwortlich. Aber: 

“Wenn man die Vergangenheit nicht kennt, kann man nicht an einer besseren Zukunft arbeiten.” 

Viele von den anwesenden Jugendlichen seien Kinder oder Enkel von Immigrantinnen und Immigranten. Diese hätten Deutschland gewählt, weil man dort frei sei. 

„Ich bin eine Zeitzeugin und ihr seid ab heute meine Zweitzeugen, Ihr habt den Auftrag, die Freiheit zu verteidigen“,

 appellierte Eva Weyl an die Jugendlichen. 


Nach dem Vortrag nahmen die Schülerinnen und Schüler an Workshops teil. Das Angebot reichte von einer Führung durch das Humberghaus Dingden, in dem die jüdische Familie Humberg gelebt hatte und das heute eine Gedenkstätte zur Geschichte des jüdischen Lebens in Dingden ist, über das Escape Game “Leopold Schatz” über jüdisches Leben unter dem NS-Regime bis zu “Antisemitismus und Verschwörungsmythen” und “Antisemitismus erkennen – Haltung zeigen”. Bei der Präsentation der Ergebnisse wurde deutlich: Demokratie braucht Menschen, die hinschauen und für sie einstehen.

Gemeinsam gegen Antisemitismus

Der Begegnungstag fand im Rahmen des Projekts „team up against antisemitism“ der Akademie Klausenhof gGmbH statt, das mit einem leicht zugänglichen Bildungsangebot Antisemitismus präventiv bekämpfen möchte. 

Im Mittelpunkt von „team up against antisemitism“ steht ein interkulturelles Projektteam aus Schülerinnen und Schülern sowie fachlichen Expertinnen und Experten, die gemeinsam grundlegendes Wissen zur Bekämpfung von Antisemitismus erarbeiten. Dabei lernen die Teilnehmenden, sowohl ihre eigene Haltung zu reflektieren als auch Stellung gegen antisemitische Positionen zu beziehen und sich gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit einzusetzen.

Herzstück des Projekts ist die Entwicklung eines mobilen Escape Games, das im Verlauf des Projekts an weitere Kooperationspartner wie Schulen und Bildungseinrichtungen weitergegeben werden soll. So wird die Reichweite der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit verstärkt und die Projektteilnehmenden erleben politische Selbstwirksamkeit.

Gefördert wird das Projekt im Rahmen einer Sonderausschreibung des Bundesprogramms „Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Vor Ort. Vernetzt. Verbunden.“ (BGZ), die sich gezielt auf die Förderung von Projekten zur Bekämpfung von Antisemitismus bezog.

„Von innen klopft das gleiche Herz.“

Exkursionen und Begegnungsformate wie das mit Eva Weyl schaffen im Rahmen von „team up against antisemitism“ Berührungspunkte zwischen den Kulturen und Religionen.

Eindrücklich appellierte die Holocaust-Überlebende während ihres Vortrags an die Jugendlichen: 

„Von außen sind wir verschieden, aber von innen klopft das gleiche Herz.“

Den bewegenden Vortrag kann man sich in voller Länge auf Vimeo ansehen.